Welche Auswirkungen haben die Entwicklung und Einführung von Künstlicher Intelligenz (KI)  auf Führungskultur und Führungsstrategien? Verändert KI die Art und Weise, wie bspw. Unternehmen und Institutionen geführt werden? Wo kann Künstliche Intelligenz sinnvoll eingesetzt werden und was ist dabei zu beachten?

Auch 2022 vergab die Integrata-Stiftung für humane Nutzung der Informationstechnologie wieder ihren Wolfgang-Heilmann-Preis

DARUM Ging ES

Die Preisjury
Führung und Künstliche Intelligenz?
 
Unser 21. Jahrhundert wird durch wachsenden Einsatz von Künstlicher Intelligenz geprägt. Die Prägung durch KI soll aber nicht Führung durch KI bewirken, sondern das erfolgreiche Zusammenarbeiten zwischen Menschen und immer intelligenteren Maschinen. Auch wenn wir heute noch keine künstlichen Systeme mit menschlicher Intelligenz sehen, entsteht der Eindruck, dass der Weg dahin nicht mehr weit ist.
Entscheidend für die Zukunft ist, dass die Menschen mithilfe der Maschinen die Welt gestalten und dabei die Führung bei den Menschen bleibt. 
 
Führung von Menschen – durch Menschen
 
Die Führung, englisch Leadership, muss die Richtung von Entwicklungen aufzeigen, sei es in Politik, Wirtschaft oder Gesellschaft. Dabei kann die KI die Führungsperson unterstützen, indem sie etwa schnellen und sinnvollen Zugriff auf Wissen ermöglicht. Es kann auch sein, dass zukünftige Systeme der KI durch kreative Ideen auffallen. Auch hier muss die Führungskraft erkennen, ob diese Ideen und deren Implementierung im Sinne der humanen Nutzung von Technologie und insbesondere der IT sind. 
 
Der Wolfgang Heilmann Preis 2022 sollte in diesem Jahr vorrangig jene auszeichnen, die diese Entwicklung in entscheidenden Aspekten begleiten und dabei die humane Nutzung der KI Systeme fördern. Die Arbeit kann darin liegen, konkrete technische Lösungen zu finden, aber auch in Untersuchungen zur Integration oder auch Separation von KI-Systemen, um den Einfluss dieser Systeme in Führungsfragen zu organisieren.

Die Preisträger 2022

Die Preisjury, bestehend aus Mitgliedern des Kuratoriums, des Vorstands und des Fachbeirats der Stiftung sowie Schirmherrin des Wolfgang-Heilmann-Preises, Frau RA Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin, zeichneten zwei Projekte mit dem Wolfgang-Heilmann-Preis 2022 aus: Den ersten Platz teilen sich Dr. Simon Schafheitle und Prof. Dr. Antoinette Weibel, Universität St. Gallen, mit ihrem Projekt „Kluge HR-Technologie und humanzentrierte Führung“ und Dr. Ksenia Keplinger, Max Planck Institut für Intelligente Systeme, Stuttgart, mit ihrem Projekt „Reflection Chatbot: Führungskompetenzen entwickeln und Inklusive fördern durch systematische Reflexion“. Die Projektleiter erhielten je 5.000 Euro Preisgeld.

Dr. Simon Schafheitle

Dr. oec. Simon Schafheitle ist Assistenzprofessor für Personalmanagement und Künstliche Intelligenz an der Universität Twente (NL). Er wurde im Jahr 2020 mit seiner Arbeit über das Zusammenspiel von Algorithmen, Personalsteuerungspraktiken und Vertrauen am Arbeitsplatz von der Universität St. Gallen promoviert. In seiner Forschungstätigkeit widmet er sich Fragen, wie ein digitaler Humanismus am Arbeitsplatz aussehen kann – also wie Technologie am Arbeitspatz eingesetzt werden kann, damit das Vertrauen der Mitarbeitenden, ihre erlebte Sinnhaftigkeit sowie „die menschliche Komponente“ am Arbeitsplatz davon profitieren.

Simon

Prof. Dr. Antoinette Weibel

Professor Dr. oec. publ. Antoinette Weibel ist Ordinaria für Personalmanagement an der Universität St. Gallen (eine der zehn besten Wirtschaftsuniversitäten Europas). Seit 1. April 2016 ist sie auch Direktorin am For- schungsinstitut für Arbeit und Arbeitswelten der Universität St. Gallen. Sie ist Präsidentin des Geschäfts- leitenden Ausschusses des Instituts für Systemisches Management und Public Governance der Universität St.Gallen (IMP-HSG), Mitglied des Vorstandes des Instituts für Kommunikations- und Medienmanage- ment (MCM-HSG) und des Instituts für Wirtschaftsethik (IWE-HSG) der Universität St.Gallen. Nicht zuletzt ist sie Vorstandsmitglied der Schweizerischen Akademie für Geistes- und Sozialwissenschaften (SAGW).

Mehr über Prof. Dr. Weibel erfahren Sie hier

Antoinette Weibel

Projekt: KLUGE HR-TECHNOLOGIE UND HUMANZENTRIERTE FÜHRUNG – EIN SCHWIERIGES VERHÄLTNIS

Antoinette Weibel und Simon Schafheitle diskutieren, wie Unternehmen und Verantwortliche zunehmend durch neue Technologien im HR gefordert sind, ethische Fragen zu stärken, um eine lebenswertere Zukunft in und von Organisationen zu gewährleisten. Im Kern muss der Technologie auch Grenzen gesetzt werden, mehr institutionalisierte Partizipation der Mitarbeitenden gewährleistet und eine (moralische) Sensibilisierung aller Unternehmensteilnehmer in den Vordergrund rücken. 

Ksenia

Dr. Ksenia Keplinger

Dr. Ksenia Keplinger leitet die unabhängige Forschungsgruppe „Organizational Leadership & Diversity“ am Max Planck Institut für Intelligente Systeme in Stuttgart. Zuvor war sie Postdoktorandin und dann Fakultätsmitglied an der University of Colorado Boulder, USA. Auf ihrem interdisziplinären Bildungsweg erwarb sie Abschlüsse in Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Finanzen und Controlling sowie Volkswirtschaftslehre in Russland und Österreich. Dr. Keplinger forscht an der Schnittstelle von Führung, Diversität und künstlicher Intelligenz (KI). Ihre Forschung zielt darauf ab, Führungskräfte und Organisationen beim Einsatz von KI zu unterstützen, die Vorurteile bei Mensch-Maschine-Partnerschaften zu vermindern sowie zu einer toleranteren, vielfältigeren und integrativeren Gesellschaft beizutragen. Dr. Keplinger’s Forschungsergebnisse wurden in führenden wissenschaftlichen Zeitschriften publiziert. Hier können Sie mehr über Dr. Ksenia Keplinger erfahren https://is.mpg.de/employees/kkeplinger

Reflection Chatbot: Führungskompetenzen entwickeln und Inklusion fördern durch systematische Reflexion

In der modernen Arbeitswelt, in der flexible und mobile Arbeitsarrengements immer häufiger vorkommen und Talente immer schwieriger zu finden und zu halten sind, ist es entscheidend, skalierbare Lösungen zu finden, die die Effektivität von Führungskräften steigern, das Engagement der Mitarbeiter*innen verbessern und die Inklusion in Teams fördern. In diesem Forschungsprojekt stellen wir ein innovatives, hochskalierbares, kostengünstiges digitales Führungsentwicklungstool vor, das den Führungskräften hilft, ihre Führungsqualitäten zu entwickeln, positive soziale Interaktionen in ihren Teams zu stärken und die Arbeitszufriedenheit und Zugehörigkeit der Mitarbeiter*innen zu fördern. Durch eine Reflexion, die von unserem Reflection Chatbot initiiert und systematisch durchgeführt wird, werden die Führungskräfte aufgefordert, an verschiedenen Bereichen zu arbeiten (z.B.: verbesserte Zielsetzung, Ausrichtung der Team-Ziele an den Zielen des Unternehmens, größeres Gefühl der Eigenverantwortung und Autonomie, Zugehörigkeit und Wohlbefinden für Führungskräfte und Mitarbeiter*innen).

Weitere Nominierte der Shortlist 2022

Christin Selzer

Christin Selzer

Christin Selzer studierte Psychologie an der FernUniversität in Hagen. Sie ist als Senior Consultant und Projektmanagerin für das Roth Institut Bremen tätig. Sie verantwortet dort verschiedene Projekte für mittelständische Unternehmen und internationale Konzerne sowie die Entwicklung der Roth Institut „Leadership Toolbox“, eine App zur Unterstützung von Führungskräften. Ihre Schwerpunkte liegen in den Bereichen Führung, Persönlichkeitsdiagnostik und Change Management sowie deren neurobiologischen Hintergründen.

Sebastian Herbst

Sebastian Herbst

Sebastian Herbst studierte Betriebswirtschaftslehre an der Hochschule Bremen. Anschließend arbeitete er in verschiedenen Unternehmen im Bereich Projekt- und Prozessmanagement sowie im Personalwesen.  2008 wurde er in der Orbitak AG Leiter des Bereiches Personal und Organisation und 2019 in den Vorstand berufen. Zusammen mit Gerhard Roth ist er Geschäftsführer des Roth Instituts. Zudem arbeitet er als Berater und Business-Coach für mittelständischen Unternehmen und internationale Konzerne. An der Hochschule Bremen ist er Dozent im Bereich Betriebswirtschaftslehre und lehrt zu den Themen Organisation und Führung.

lEadership Toolbox

„Mit der Entwicklung der Leadership Toolbox möchten wir einen Beitrag zur Verbesserung der Führungsqualität leisten. Hierfür möchten wir ein Stück Einfachheit in die Komplexität des Führungsalltags bringen, indem praxisnahe Tools (z.B. Feedbackbogen etc.) jederzeit bereit stehen, um die Führungskraft zu unterstützen.“

Mehr über die Leadership Toolbox erfahren (PDF)

www.roth-institut.de

Sylke Piech

Dr. Sylke Piéch

Dr. Sylke Piéch ist Senior Research Manager am Educational Technology Lab des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz, DFKI, und sie leitet die Akademie für Leadership und Digitaltransfer in Berlin. Zuvor war sie langjährig als Direktorin des Instituts für Leadership und Human Resources Management an der Internationalen Akademie Berlin, gegründet an der Freien Universität Berlin, tätig. Als Expertin für Künstliche Intelligenz im Kontext von Leadership, Arbeit und Bildung beschäftigt sie sich mit den Themen: Führungskräfte- und Teamentwicklung, Digitalethik, Change Management, Mensch-Maschine-Kollaboration sowie Talentmanagement in Zeiten des digitalen Wandels.

Kurs: KI & Leadership auf dem KI-Campus, der Lernplattform für Künstliche Intelligenz

Im Rahmen des Kurses werden umfassende Kenntnisse vermittelt, welche Veränderungen mit dem Einsatz digitaler Medien und KI-Systemen hinsichtlich der Personalführung sowie des Teammanagements verbunden sind und welche Bedeutung die Führungskultur im Prozess der Digitalisierung einnimmt. Erörtert wird, welche Schlüsselqualifikationen in der digitalen Zusammenarbeit relevant sind und wie der Umgang mit den neuen KI-Technologien zielgerichtet und wertebasiert gestaltet werden kann. Es werden neue Führungskonzepte, KI-Werkzeuge und Dialogformate vorgestellt und für die eigene Handlungspraxis aufbereitet. Durch diesen Praxistransfer gewinnen die Teilnehmenden ein detailliertes Know-how, wie die Methoden der Künstlichen Intelligenz im humanen Sinne erfolgreich im Führungskontext genutzt werden können.

Weitere Informationen zum KI-Campus-Kurs: KI und Leadership
https://ki-campus.org/ki-leadership

Um Führung in Zeiten des digitalen Wandels wirksam umzusetzen, stellt Dr. Piéch darüber hinaus zwei Kommunikations- und Interaktionsmodelle vor, die sie im Rahmen ihrer Forschungstätigkeit entwickelt hat. Zudem zeigt sie auf, welche zentrale Rolle der internationalen Talententwicklung im Prozess der Digitalisierung und dem Einsatz von KI-Technologien zukommt.

Weitere Informationen zum Wirken von Dr. Piéch:
https://www.dfki.de/web/news/die-chancen-und-herausforderungen-liegen-darin-die-staerken-des-menschen-und-die-der-maschine-zusamm

Wie konnte man sich bewerben / nominieren?

Die Shortlist 2022

Im ersten Schritt konnte jede und jeder auf der Plattform www.wolfgang-heilmann-preis.de einen geeigneten Akteur, ein Projekt oder auch eine Initiative vorschlagen. Ein entsprechendes Formular stand zum Ausfüllen bereit. Es war auch möglich, sich selbst bzw. ein eigenes Projekt zu nominieren.

Einsendeschluss war der 31. März 2022.

Jeder Vorschlag nahm an einer Verlosung teil und kann eine Eintrittskarte zu einem Kongress der Integrata-Stiftung gewinnen. Die Verlosung erfolgt nach Ablauf der Einreichungsfrist.

Im zweiten Schritt wählte die Preisjury bis Anfang Juli 2022 aus der Menge aller Einsendungen bis zu fünf Kandidaten aus („Shortlist“). Diese stellen sich und ihr Projekt im Rahmen einer Präsentation mit Diskussion am 17. September 2022 entweder persönlich vor Ort in Tübingen oder per Videokonferenz vor. 

Die Preisverleihung erfolgte dann noch am gleichen Tag. Die Vorstellung der Kandidaten und die Preisverleihung waren öffentlich.

Was kann man gewinnen?

Der Wolfgang-Heilmann-Preis 2022 war mit einem Preisgeld von insgesamt 10.000 Euro dotiert. Er kann auf bis zu zwei Preisträger verteilt werden.

Wer hat den Preis gestiftet?

Namensgeber des Preises ist der Unternehmer Dr. Wolfgang Heilmann, Stifter der Integrata-Stiftung und Träger des Bundesverdienstkreuzes.

Die Stiftung wirbt seit dem Jahr 2000 dafür, den Mensch in den Mittelpunkt technologischen Fortschritts zu stellen und folglich Informationstechnologien zur Verbesserung der Lebensqualität möglichst vieler Menschen einzusetzen. Mit der Beteiligungsplattform Polit@ktiv fördert sie kommunale Bürgerbeteiligungsprozesse und sucht mit dem Projekt HumanIThesia nach ethischen Rahmenbedingungen für die Entwicklung und den Einsatz von künstlicher Intelligenz. Im Rahmen jährlicher Kongresse und verschiedener Veranstaltungen diskutiert sie mit Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft Kernfragen technologischen Fortschritts und ethischer Herausforderungen.

Und natürlich ist die Ausschreibung und Verleihung des Wolfgang-Heilmann-Preises jedes Mal ein Schwerpunkt und Höhepunkt der Stiftungsaktivitäten.

Sie haben Fragen? Treten Sie gern mit uns in Kontakt, am besten per Mail unter preis@integrata-stiftung.de. Weitere Informationen finden Sie hier unter www.Integrata-Stiftung.de sowie unter www.wolfgang-heilmann-preis.de.